Und noch mehr Diskussion zum Doppelpunkt

Der immer beliebtere Doppelpunkt (Migrant:innen; Handwerker:innen) als Lösung für eine gendergerechte Sprache ist weiterhin umstritten. Die einen übernehmen ihn, als sei es für sie plötzlich das aller Normalste auf der Welt gendergerecht zu schreiben – die anderen lehnen ihn als neues Zeichen, um gendergerecht zu schreiben, kategorisch ab.

Was spricht also für, was gegen den Doppelpunkt?

PRO:

  • Er ist schlank und fügt sich in den Text gut ein.
  • Er ist immer beliebter und hat eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft.
  • Er ist ein bekanntes Zeichen, das beim Tippen in den Fingern liegt.
  • Er steht für mehr als zwei Geschlechter und will auch die Geschlechtskategorie divers sichtbar machen.
  • Er wird jetzt schon bei vielen Screenreader als Lücke gelesen. (s. dazu auch den letzten Blogeintrag)

KONTRA:

  • Er hat zu hohe Akzeptanz in der Gesellschaft und irritiert nicht, was einigen an gendergerechter Sprache wichtig ist.
  • Er ist ein x-beliebiges Zeichen. Sternchen und Unterstrich hingegen haben eine lange Geschichte und gewachsene Bedeutung.
  • Einige sagen, er stehe nicht für mehr als zwei Geschlechter, da nach dem Doppelpunkt nur eine Aufzählung kommt: das Feminine
  • Er gilt nicht mehr als barrierefrei, da er für sehbeeinträchtigte Menschen schwer erkennbar ist. (s. dazu auch den letzten Blogeintrag)

Einen ausführlichen Artikel zu dieser Position gibt es hier: https://www.supernovamag.de/doppelpunkt/

(Unser) FAZIT

Der Doppelpunkt hat eines mit allen anderen gendergerechten Schreibweisen gemein: Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile und die ideale, perfekte Schreibweise gibt es noch nicht. Wir – das Genderwörterbuch geschickt gendern – mögen Schreibweisen, die auf unsere vorhandenen Sprachgewohnheiten zurückgreifen und setzen uns für Schreibweisen ein, die eher unauffällig sind. Wir glauben, dass so mehr Menschen für die Anwendung von gendergerechter Sprache gewonnen werden können. Deshalb sehen wir den Doppelpunkt weiterhin als eine von vielen Möglichkeiten und freuen uns, wenn Menschen überhaupt gendergerecht schreiben.

Den Diskurs um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Schreibweisen finden wir sehr wichtig. Er ist wichtig, um herauszufinden, welche Schreibweisen welche Bedeutung haben und wie praktikabel, verständlich und barrierefrei sie sind. Wir sind gespannt, ob wir in ein paar Jahren die eine gendergerechte Schreibweise als Gesellschaft gefunden haben. Oder ob eine große Vielfalt bleibt, die auch etwas für sich hat.

Wir freuen uns über alle, die es – mit welcher Schreibweise auch immer und wie „fehlerhaft“ auch immer – zumindest versuchen, gendergerecht zu schreiben oder zu sprechen. Jede gendergerechte Schreibweise ist ein Umdenken in den Köpfen und ein Schritt auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung in der Sprache und in der Gesellschaft. Das ist der erste Schritt. Der zweite ist dann die Auseinandersetzung um die geeignetste Schreibweise.

Einfach machen ist besser als gar nichts machen. 🙂